Martin Distler

Besuch der ehemaligen jüdischen Elementarschule in Hirschaid

Ende August konnte ich mit Britta Haselmann, Ursula Sowa, Lisa Badum und Luca Rosenheimer die ehemalige jüdische Elementarschule in Hirschaid besuchen. Das Haus ist seit 2014 im Gemeindebesitz und es besteht der Wunsch, es zu restaurieren. Die Schule war die letzte jüdische Volksschule, die in Oberfranken noch bestanden hatte. Sie wurde 1937 aufgehoben.

Interessant im Flur ist ein Unterzugsbalken, der sich durch das gesamte Gebäude zieht. Er wurde dendrochronologisch ins Jahr 1517 datiert. Damit gehört das Haus zu den ältesten noch stehenden Bauten in ganz Hirschaid.

Im angebauten Raum im Erdgeschoss fand zwischen 1883 und 1938 der Schulunterricht für die jüdischen Kinder statt. Zunächst als
Elementarschule, ab 1924 dann nur noch als Religionsschule. Die Mikwe, das Ritualbad, ist noch als Becken im Boden erhalten und
einzigartig in ihrer Art. Der Wasserzufluss fand über das Dach statt, der Verlauf der Leitungen für das Regenwasser ist noch erkennbar.

Der überwiegende Teil der bayerischen Juden lebte vor der Shoa in den fränkischen Regionen zwischen den Städten Würzburg, Nürnberg, Bayreuth und Ansbach. In wenigen anderen Teilen Deutschlands hat es eine solche Dichte von jüdischen Ansiedlungen gegeben – in mancher Landgemeinde standen in der Dorfmitte eine Synagoge und eine Kirche, teilweise war die halbe Bevölkerung jüdischen Glaubens.

Es ist wichtig, diese Spuren jüdischen Lebens zu erhalten, um sie stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen und als Erinnerungsorte kenntlich zu machen.

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